Angepasst und ausgebrannt - Leben in der Scheindemokratie

Wir befinden uns in der heißen Wahlkampfphase und Bücher politischer Kommentatoren, die die Demokratiedefizite anprangern, sprießen wie Unkraut aus dem Boden. Hier leistet der SWR-Chefreporter Thomas Leif einen tollen Beitrag.

Warum sind die Versuche, vorhandene Reformbestrebungen umzusetzen, immer so zaghaft? Wo bleibt der politisch talentierte Nachwuchs? Diesen Fragen geht Leif auf den Grund und beleuchtet außerdem die Legitimationsvernichtung von Entscheidungen durch ihre Verlagerung in externe Beratergremien.

Der ursprungs geplant Titel für das Buch, Cliquen und Calqueure, wäre zwar reisserischer, aber durchaus passender gewesen. Leif benutzt eindrucksvoll Insiderberichte, Interviews und geheime Strategiepapiere und erläutert anhand von Fallbeispielen, dass wir uns auf direktem Wege zu einer "Postdemokratie" befinden. Dieser Begriff wurde von Colin Crouch eingeführt, der eine Politik beschreibt, in der nur noch pro forma gewählt wird und Regierungswechsel durchgeführt werden.

Doch unsere Politik verkommt zum Spektakel - die Dauerwahlkämpfe werden von konkurrierenden Teams professioneller PR-Experten durchgeführt. Publikumswirksam und populistisch wird vor den Kulissen um Probleme gerungen, während die reale Politik sich hinter den Vorhängen zwischen Regierungen und Eliten vollzieht, die vor allem die Interessen der Wirtschaft vertreten.

„Die Partei-Oligarchen wollen angepasste, bequeme Ja-Sager, die so glatt sind wie ein Stück Seife. Damit züchten sie die gefährliche Politikverachtung.“ (Thomas Leif )

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen