Die unerschöpfte Theorie

Autor: Christoph Antweiler (*1956; Professor für Ethnologie an der Universität Trier)

Tatsächlich ist die Diskussion, ob nun der Schöpfungsmythos oder die Evolutionstheorie an den Schulen gelehrt werden soll, schon lange in Europa angekommen. Gegenüber stehen sich hier allgemeine, wissenschaftliche Erklärungsmuster und eine starke, evangelikale Lobby, die stets darum bemüht ist, wieder mehr religiöse Werte in den Lehrplänen zu verankern, die sich meistens mit eher distanzierter Haltung begegnen.

Das Buch knüpft an den Kongress "Die erschöpfte Theorie?" an, beinhaltet elf Beiträge verschiedener Autoren und will durch eine Gegenüberstellung und Darstellung obiger Standpunkte zeigen, inwiefern sich darin ein fundamentaler, gesellschaftlicher Konflikt spiegelt, da dies grundlegende Fragen mit sich bringt. Zum Beispiel, ob in der Bildung ein wissenschaftliches Weltbild alleinige Grundlage sein sollte, oder auch bspw. religiöse Vorgaben berücksichtigt werden sollen. Antweiler stellt am Beispiel Kreationismus vs. Intelligent Design klar die vorherrschenden Denkmuster heraus. Dabei wird klar, dass es nicht um ein paar wenige, fundamentalistische Schulverweigerer geht, sondern diese Debatte bis weit in die bürgerlichen Parteien hineinreicht.

Im weiterern Verlauf werden Folgen behandelt, die sich aus einem rein naturalistisch und auf die Theoremen der Evolution aufbauenden Unterricht ergeben würden und welche methodischen Veränderung dies mit sich bringen würde. Dies erörtert Antweiler unter anderem auch mit Blick auf die Soziobiologie.

Antweiler gelingt hier eine kontroverse und doch sachliche Darstellung vom evolutionären Erklärungspotential sowie der Konfliktfelder und Grenzen. Das Konzept des Buches, die unterschiedlichen Ansichten sachlich miteinander ins Gespräch zu bringen, überzeugt. Allein schon deshalb, weil man diese Debatte seit 30 Jahren erhitzt und meist sehr emotional führt, was oft peinliche, argumentative Kurzschlüsse mit sich bringt, die keinem weiterhelfen.

Ergänzt werden die einzelnen Beiträge durch jeweils detaillierte, weiterführende Quellennachweise. Zudem eigent sich das Buch für Kenner wie für Laien und setzt keine evolutionsbiologischen Vorkenntnisse voraus.

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